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HR Glossar

Altersgemischtes Dream-Team statt Generationen-Clash: Wie eine gute Zusammenarbeit am Arbeitsplatz gelingt

von

Karina Rapp

17.9.2023

Baby Boomer, Generation X, Millennials und Generation Z – diese Generationen treffen nicht nur bei der Familienfeier, sondern auch im Unternehmen aufeinander. Jede Generation wurde von einer anderen Zeit geprägt und bringt unterschiedliche Werte mit. Konflikte und Missverständnisse sind damit fast vorprogrammiert. Funktioniert die Zusammenarbeit gut, haben altersgemischte Teams jedoch leistungsmäßig die Nase vorn. Wir betrachten in diesem Artikel vier potenzielle Konfliktherde und verraten Euch im Anschluss, was Ihr für ein produktives und harmonisches Miteinander tun könnt.

Konfliktpotenzial Nr. 1: Wenn festgefahrene Meinungen auf taube Ohren stoßen

„Ok, Boomer …“. Dieser Spruch wurde erstmals von einer 25-Jahre-jungen neuseeländischen Parlamentarierin verwendet, als ein älterer Kollege ihr ins Wort fiel. Die etwas pampige Reaktion ging im Netz 2019 auf zahlreichen Memes viral. Sie steht für die resignierte und abweisende Haltung der jüngeren Generationen Y und Z, wenn ältere Personen ihnen gegenüber belehrend und arrogant auftreten. Mitunter wird den in der Nachkriegszeit geborenen Jahrgängen - den Baby Boomern - eine gewisse Engstirnigkeit und Voreingenommenheit nachgesagt. Umso härter trifft es die Jugend, wenn es um Themen geht, die ihnen besonders am Herzen liegen: Klimawandel, seelische Gesundheit, Selbstverwirklichung oder das Verhindern von Diskriminierung.

Anlass für Unstimmigkeit Nr. 2: Arbeiten, um zu leben - oder doch umgekehrt?

Für die Baby Boomer stand die Arbeit immer an oberster Stelle. Nach ausreichender Zeit für Privatleben oder Rücksichtnahme auf die Umwelt wurde kaum gefragt. Verständlich, denn das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit ermöglichte vielen durch Arbeit einen deutlich komfortableren Lebensstandard zu erreichen, als sie dies aus ihrer eigenen Kindheit gewohnt waren. Die marken- und konsumorientierte Generation X fand bei ihrem Eintritt in den Arbeitsmarkt weitaus weniger Arbeitsplätze vor. Die Angst vor der Arbeitslosigkeit war groß. Die Arbeit dient ihr vorwiegend der Finanzierung des eigenen Lebensstils, gleichzeitig spielt für sie das Privatleben eine wichtige Rolle. Generation Y wünscht sich ebenso dezidiert eine ausgewogene Work-Life-Balance und sucht obendrein den tieferen Sinn in dem, was sie tut. Auch für die jüngste Generation am Arbeitsmarkt, Gen Z, steht die Work-Life-Balance im Mittelpunkt. Sie strebt außerdem nach Selbstverwirklichung und Spaß am Beruf. Hier gehen die Vorstellungen vom Sinn der Arbeit und die Prioritäten ziemlich auseinander. Während die einen aus ihrer Sicht leistungsorientiert und effizient agieren, empfinden dies die anderen als starr, unflexibel und wenig einfühlsam. Hier krachen verschiedene Welten aufeinander.

Reibungspunkt Nr. 3: Du-Kultur statt steiler Hierarchien

Ältere Generationen legen Wert auf Hierarchien, während jüngere Altersklassen damit zunehmend weniger anfangen können. Für sie steht nicht Seniorität, sondern Kompetenz klar im Mittelpunkt. Neben dem informellen „Du“, das in vielen Unternehmen bereits gelebt wird, schätzen sie flache Hierarchien. Sie wünschen sich Flexibilität und möchten in Entscheidungen miteinbezogen werden – oder zumindest gehört. Insbesondere für die Generation Y spielt der „Sinn“ hinter allem eine große Rolle. Sie fragen häufig nach dem Warum. Eine Top-down-Entscheidung nach dem Motto „Weil ich das sage“ oder „Weil wir das immer schon so gemacht haben“, stößt in der Regel auf Widerstand, zumindest innerlich. Die klaren Strukturen und Machtgefälle, die in der Zeit der Boomer und Gen X niemand infrage stellte, geraten mit dem Eintritt der jüngeren Generationen zunehmend ins Wanken. Diese unterschiedlichen Vorstellungen von Hierarchie sind ein weiter klassischer Reibungspunkt im Unternehmen.

Quelle für Differenzen Nr. 4: Tesla zur Privatnutzung vs. Carsharing

Ein weiterer Knackpunkt liegt in den unterschiedlichen Prioritäten und Werten, die den Konsum und Umweltschutz betreffen. Während die eher materialistische ausgelegte Generation X   großen Wert auf Statussymbole legt, steht bei Generation Y der Schutz des Planeten im Vordergrund. Jemand, der gerne einen Audi oder Tesla als Firmenwagen zur Privatnutzung hätte, lässt sich von der Idee des Carsharings wenig beeindrucken. Große Freude über eine Öffi-Karte oder den kostenfreien Parkplatz für das E-Fahrrad wird ebenso kaum aufkommen. Umgekehrt erwarten sich gerade jüngere Alterskohorten von Unternehmen, dass sie nachhaltig und grün agieren. Hier wirken Firmenautos dann eher abschreckend. Diskussionen darüber, was sich Mitarbeiter im Unternehmen wünschen, bieten ebenso Zündstoff für Konflikte, da die Vorstellungen oft sehr entgegengesetzt und ideologisch behaftet sind.

Generationenkonflikte überwinden

Mit dem passenden Rahmen lassen und dem richtigen Mindset aller Beteiligten lässt sich verhindern, dass solche Konflikte das Betriebsklima negativ beeinflussen oder sogar eskalieren. Konkret sieht dies so aus:

Wertschätzung, Verständnis und Empathie zeigen

Führungskräfte sorgen für ein konstruktives Miteinander, wenn sie erfolgreich vermitteln, dass jede Generation eine andere gleichwertige Perspektive einbringt. Ein objektives „Falsch“ oder „Richtig“ gibt es nicht, nur unterschiedliche Ansätze. Viele Wege führen nach Rom heißt es – dies bewusst zu machen, kann Wunder wirken. Oft entschärft es schon die Situation, wenn eine Seite gedanklich die Perspektive der anderen einnimmt und versucht, deren Lebensrealität zu verstehen.

Offen kommunizieren und Gemeinsamkeiten finden

Wenn sich Mitarbeiter auf Augenhöhe begegnen und ausreichend Gelegenheiten für persönlichen Austausch bekommen, fördert dies das gegenseitige Verständnis. Ein gemeinsames Team-Frühstück, ein Betriebsausflug oder das gemeinsame Feiern von Erfolgen pushen den Team-Zusammenhalt und lassen Netzwerke innerhalb des Unternehmens entstehen. Durch die persönlichen Beziehungen rücken klassische Generationenkonflikte am Arbeitsplatz in den Hintergrund. Durch den persönlichen Kontakt fällt es den Beteiligten leichter, sich in den anderen hineinzuversetzen.

Konstruktive Kritik zulassen und Kompromisse eingehen

Oft ist nicht die inhaltliche Kritik das Problem, sondern die Art, wie sie vermittelt wird. Die Führungskraft sollte einen geordneten Rahmen schaffen, in dem es möglich ist, Kritik auf eine respektvolle und konstruktive Weise zu äußern. In Kombination mit der notwendigen Kompromissbereitschaft lassen sich verhärtete Fronten aufweichen und Lösungen finden.

Fazit

Oft liegt der goldene Weg in der Mitte und die Generationen mit der notwendigen Aufgeschlossenheit vieles voneinander lernen. Jede Alterskohorte bringt andere Qualitäten mit, die sich gegenseitig ergänzen. Jüngere Kollegen punkten mit Technik-Know-how und Kreativität, ältere bringen viel Erfahrung mit. Schafft ein Unternehmen das passende Umfeld und genügend Gelegenheiten für gemeinsamen Austausch, lassen sich mit Empathie, Verständnis und Kompromissbereitschaft viele Konflikte entschärfen. So steht einem zufriedenen und produktiven Miteinander nichts mehr im Wege.