Mehr Infos
Recruiting I Personalsuche I Einstellungsprozess

Was bringt die Zukunft? Recruitings Trends 2024

von

Leonie Streicher

26.11.2023

Sind wir mal ehrlich: Es ist schwer, immer mitzukommen. Neue Trends überfluten die Arbeitswelt. Kaum hat man den einen Trend verstanden und vielleicht sogar umgesetzt, ploppt schon der nächste auf. Personaler stehen heute vor anderen Entscheidungen und Herausforderungen als noch vor ein paar Jahren.

Dazu kommt eine unsichere Wirtschaftliche Lage, Stichwort Rezension. Da drängen sich früher oder später einige weitere Fragen auf:

Was wollen Kandidaten heute eigentlich? Wo setzen andere Unternehmen ihren Fokus? Was ist Angestellten am wichtigsten? Wie entwickelt sich die Rolle des Recruitings im Unternehmen? Was kommt auf uns zu?

Nun ja, wir haben nicht auf alles, aber immerhin auf einige dieser Punkte eine Antwort. Basierend auf dem Report von LinkedIn Talent Solution fassen wir euch die wichtigsten Erkenntnisse zum Thema „Zukunft des Recruitings 2024“ kurz und knackig zusammen.

Datenquellen: Die Daten basieren auf Interviews und Befragungen von über 1.611 Personaler auf Managementebene, sowie 403 Personalentscheidern. Daten zum Thema Prioritäten von Kandidaten und Inklusion basieren auf Umfragen unter Linkedin Mitgliedern (n = 20.396). Alle Daten beziehen sich auf die DACH-Region

Neue Herausforderungen für Recruiting & HR

Rolle Recruiter & Personalabteilungen: Mehr Einfluss und Strategie

Die Rolle von Personalabteilungen ist seit mehreren Jahren einem Wandel unterzogen, der eindeutig in eine strategische Richtung geht. In der DACH-Region gaben 86 % der Recruiter an, dass ihre Rolle im letzten Jahr strategischer geworden sei. Durch den Fachkräftemangel ist die Arbeit der Personalabteilung entscheidend für den Unternehmenserfolg geworden. Diese Verantwortung geht Hand in Hand mehr Einfluss und Entscheidungsmacht: 59 % der Befragten gaben an, dass ihre Abteilung Einfluss auf Entscheidungen in der Unternehmensführung hat.

Neue Fähigkeiten: SoftSkills sind kein Nice-to-have mehr, sondern notwendig

Die deutlich strategischere Rolle erfordert neue Fähigkeiten:Soft Skills. Denn: „Selbst, wenn Sie im gleichen Job bleiben, bleibt dieser wahrscheinlich nicht der gleiche.“ Ryan Roslansky, CEO von LinkedIn. Diese fünf Soft Skills Must-haves wurden von den Befragten identifiziert:

  • Kommunikation (76 %)
  • Sozialkompetenzen (70 %)
  • Empathie (68 %)
  • Problemlösungskompetenzen (57 %)
  • Anpassungsfähigkeit (56 %)
Wer diese Eigenschaften mitbringt, wird 1,2x wahrscheinlicher befördert.

Wirtschaftliche Lage: Flexibilität in der Personalplanung ist gefragt

77 % der Recruiter gaben an, dass die wirtschaftliche Lage sich negativ auf ihre Arbeit auswirkt. Unternehmen bekommen dies ebenfalls zu spüren, weshalb auf mehr Einstellungen von freien Mitarbeitern oder auf Zeitarbeit gesetzt wird. 33 % der Unternehmen erwarten höhere Ausgaben für externe Recruitingdienstleister. So bleiben Unternehmen auch in unsicheren Zeiten flexibel und anpassungsfähig.

Übrigens: Bei wirtschaftlicher Unsicherheit werden die Prioritäten oft verschoben, allerdings ist der Bereich DIE (Diversity, Equity und Inklusion) laut der Befragung davon ausgenommen. 20 % der Befragten gaben an, dass Diversity für ihr Unternehmen sogar noch wichtiger geworden ist und ganze 67 %, dass DEI weiterhin Priorität bleibt. Eine gute Nachricht.  

KI als Hilfstool:  Mehr Zeit und Menschlichkeit

Viele schrecken bei dem Gedanken, KI im Personalbereich einzusetzen, zurück.  Es klingt zunächst auch gegensätzlich, kann jedoch gut funktionieren. Daher gewinnen KI gestützte Hilfstools weiter mehr an Bedeutung. Durch AI gestützte Nachrichten, Stellenanzeigen und Co. können Recruiter Zeit sparen. So haben sie mehr Zeit, sich auf die Bewerber zu konzentrieren und auf diese empathischer und besser vorbereitet einzugehen. So können sich Personaler auf die Menschlichkeit fokussieren, die nach wie vor ein unbestreitbar wichtiger Faktor bei der Suche nach dem richtigen Fit.

Talente gewinnen – worauf Recruiter sich 2024 einstellen sollten

Die Gehaltsfragen: Wie viel ist genug?

Geld ist nach wie vor der größte Motivator, der für oder gegen eine Stelle spricht. Da erstaunt es, dass nur 35 % der befragten Recruiter der Meinung sind, dass die Gehälter in ihrem Unternehmen ausreichend erhöht wurden, um mit der Inflation Schritt zu halten. Linkedin empfiehlt zudem, sich mit dem Thema Transparenz zum Gehalt in Stellenanzeigen zu beschäftigen – dies kann dem eigenen Unternehmen einen enormen Vorteil am umkämpften Arbeitsplatz bringen.

Der Meinung sind wir auch, weshalb wir dieses Thema ausführlich beleuchtet haben: Gehaltsangabe in der Stellenanzeige: Ja oder nein?.

Leitende Personaler sollten weiterhin darauf pochen, dass die Gehälter angepasst werden, denn dies ist letztendlich oft der ausschlaggebende Punkt im Bewerbungsgespräch und dem Weggang eigener Mitarbeiter.

Die Bewerbungen: Der Spieß wird (immer mehr) umgedreht

Unternehmen bewerben sich bei Kandidaten und nicht andersherum. Was vor zehn Jahren noch wie Zukunftsmusik klang, wird heute schon teilweise praktiziert. Die Norm ist es allerdings noch nicht. 76 % der Befragten rechnet damit, dass in den kommenden fünf Jahren die Bewerber und Mitarbeiter die starke Kraft im Markt sind und damit Forderungen stellen werden und nicht mehr andersherum. Das ist eine Dynamik, die sich als Trend schon seit ein paar Jahren abzeichnet. Um auf diese Dynamik zu reagieren, schätzen 70 % der Recruiter, dass mehr Investitionen in das Employer Branding fließen werden. Damit unterscheidet sich die DACH-Region vom Rest der betrachteten Länder im EMEA-Raum mit 10 % mehr Investition in dieses Thema und ist damit Spitzenreiter. Damit wären wir beim nächsten Thema.

Die Benefits und das Employer Branding: Mehr Quantität als Qualität

Ob der Fokus auf Employer Branding auch aus Bewerbersicht am sinnvollsten ist? Wie wir bereits wissen, rechnen Recruiter damit, dass dieses Thema mehr in den Fokus rücken wird. Der Annahme von Erwartungen der Bewerber und dem, was Unternehmen als wichtige Benefits empfinden, kann jedoch sehr voneinander abweichen. Der Tipp von Linkedin: Fokussieren Sie sich nicht zu sehr auf einen Themenbereich und vernachlässigen Sie dabei nicht andere, möglicherweise entscheidende, Benefits. Es reicht vielleicht ein Teilzeitmodell anzubieten anstatt drei verschiedenen, wenn dafür noch tolle Weiterbildungsmöglichkeiten geboten werden. Die Mitarbeiterzufriedenheit sollte viel mehr Aufmerksamkeit erhalten, finden vor allem Bewerber.

Wer mehr dazu wissen möchte, sollte sich mit dem Thema Employee Experience beschäftigen, dass weit über einfaches Employer Branding hinausgeht und nachhaltige, holistische Methoden für langfristige Mitarbeiterzufriedenheit bietet.

Übrigens:

Die Vergütung ist nach wie vor der Hauptmotivator von Bewerbern.

Danach folgen allerdings schon flexible Arbeitszeitmodelle und eine gute Work-Life-Balance sowie eine Sinnstiftende Tätigkeit – Gen Z lässt grüßen. Ein bisschen „oldschool“ darf es aber auch noch sein, denn als 5. wichtigster Faktor wurde die „gute alte“ Arbeitsplatzsicherheit gewählt.  

Die Generation X und Gen Z: Worauf legen sie wert?

Es ist bekannt, dass die Generation X, auch als Millennials bekannt, andere Prioritäten hat als die Generation ihrer Eltern. Die Wichtigkeit der Arbeit als Stellenwert im Leben nimmt ab, es wird gearbeitet um Leben zu können und nicht gelebt, um zu arbeiten. Zudem ist der nächsten Generation, der „berüchtigten“ Gen Z, Integration, Weiterbildung und das Erlernen von Kernkompetenzen sehr wichtig. Diese Faktoren wurden 66 % öfter von Befragten der Generation Z, als von Befragten der Generation X gewählt.

Der Arbeitgeber: Was ist Bewerbern am wichtigsten?

Wie bereits erwähnt, ist die Vergütung nach wie vor Hauptmotivator. Danach folgen allerdings schon flexible Arbeitszeitmodelle und eine gute Work-Life-Balance sowie eine Sinnstiftende Tätigkeit – Gen Z lässt grüßen. Ein bisschen „oldschool“ darf es aber auch noch sein, denn als 5. wichtigster Faktor wurde die „gute alte“ Arbeitsplatzsicherheit gewählt.  

Kompetenzbasiertes Recruiting: Nachweise sind passé?

Zeugnisse, Lebensläufe und Zertifikate nehmen an Wichtigkeit im Bewerbungsprozess ab. Dies spiegelt einen Trend wider: Kompetenzbasiertes Recruiting. Kandidat werden aufgrund von Fähigkeiten eingestellt und nicht aufgrund von namenhaften Angaben im Lebenslauf (Universität, vorherige Unternehmen). Knapp mehr als die Hälfte der Recruiter haben jedoch nicht das Gefühl, diese Kompetenzen gut einschätzen zu können, während 73 % der Befragten gleichzeitig schätzen, dass kompetenzbasiertes Recruiting in den nächsten 18 Monaten Priorität bekommen wird. Hier besteht also Schulungsbedarf.

Rohdiamanten: Quereinsteiger for the win!

Auf die formale Ausbildung, wird zunehmend weniger Wert gelegt – solange die erforderlichen Kompetenzen bestehen. In den USA ist der Anteil der Stellenanzeigen, in denen kein Studienabschluss gefordert wird in den letzten 6 Monaten um 30 % gestiegen. Ein Trend, den wir bei unseren Kunden teilweise auch beobachten können: Die Art der Ausbildung ist nicht mehr der wichtigste Faktor, eine Ausbildung wird aber immer noch verlangt. Quereinsteiger werden immer öfter aktiv angesprochen.

Interne Mobilität und Weiterbildung

Interne Talente: Sie sind vielleicht direkt vor Ihrer Nase!

In Ihrem Unternehmen schlummern vielleicht ungeahnte Talente, die nur darauf warten, eine Chance zu bekommen, ihr Können zu zeigen. Personaler aus dem EMEA-Raum glauben zu 76%, dass in den kommenden fünf Jahren die interne Personalgewinnung eine wichtige Rolle im Recruiting spielen wird. Dies sollte definitiv als großer neue Faktor im Recruiting bedacht werden, bietet es doch viele Vorteile, z.B. in Punkto Einarbeitung und Kosten. Zusätzlich zeigen die Daten von LinkedIn, dass Unternehmen mit einer hohen internen Mobilität Mitarbeiter fast doppelt so lange halten können, im Gegensatz zu Unternehmen mit geringer interner Mobilität.

Weiterkommen: Weiterbildung oder Aufstieg

Der Arbeitsmarkt gibt nicht mehr genug Fachkräfte her. „Backen“ wir uns doch einfach unsere Fachkräfte durch Fortbildungen, und zwar nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für Bewerber. Das kann schon im Bewerbungsprozess einen Vorteil bieten, denn die Befragten Angestellten und Kandidaten haben Aufstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten als 4. Bzw. 5. Wichtigste Priorität (aus einer Liste von 15 Elementen) gewählt.  

Weiterbildung: Zentrales Element für Diversität

Angesichts signifikanter Kompetenzlücken überrascht es nicht, dass 84 % der Personaler  in Deutschland, Österreich und der Schweiz davon ausgehen, dass die Weiterbildung und Umschulung von Mitarbeiter in den kommenden fünf Jahren eine entscheidende Rolle in der Personalgewinnung spielen wird. Es gibt aber noch einen weiteren Grund für den zunehmenden Fokus auf diese Bereiche: Arbeitgebern ist bewusst, wie entscheidend Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu Diversity und Inklusion beitragen.

Fazit

So weit so gut. Einige dieser Erkenntnisse überraschen nicht und zeichnen nur ein immer deutlicher werdendes Bild von Trends, die sich seit Jahren schon abzeichnen. Das ist aber nicht minder spannend und zeigt, wie sehr unsere Arbeitswelt nach wie vor im Wandel ist, sich neue Technologien etablieren und „alte“ Prozesse neu überdacht werden, so z.B. das Verzichten auf Lebensläufe. Wir sagen das schon seit Jahren 😉!

Personaler und Recruiter sind gezwungen, kreativer, innovativer und schneller zu denken, um Erfolge erzielen zu können. Social Media Recruiting wäre zum Beispiel ein guter Schritt, um Erfolge durch ebendiese Charakteristika zu erzielen. Lass dich gerne von uns dabei unterstützen.